OSTERBURKEN. "St. Martin ritt durch Schnee und Wind, sein Ross, das trug ihn fort geschwind", sangen Schüler der "Schule am Limes" und leiteten damit zur Eröffnung der Ausstellung im Römermuseum über.
Auch wenn es keinen Schnee und kaum Wind gab - und die "Rosse moderner Prägung" auf dem Parkplatz standen: "So dreht sich bei uns heute und in den kommenden Wochen und Monaten dennoch alles um St. Martin", strahlte Landrat Dr. Achim Brötel gestern im Römermuseum.
Wer aber war dieser "St. Martin", der seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hat? "Wir werden dieser, aber auch einer ganzen Reihe weiterer Fragen nachgehen", und zwar mit der "spannenden, kindgerechten Sonderausstellung", die den Titel "St. Martin war ein guter Mann" trägt.
"Martin wurde im Jahre 316 in Savaria, dem heutigen Szombathely, der Hauptstadt unseres ungarischen Partnerkomitats Vas, geboren", so Dr. Brötel, der hinzufügte: "Wenn er heute noch leben würde, könnte er seinen 1700. Geburtstag feiern. Das ist für uns Grund genug, ihm diese Ausstellung zu widmen."
Zahlreiche Ehrengäste
Was es damit auf sich hat, erzählte er, nachdem er neben den jüngsten Besuchern, die so schön gesungen haben - und an die sich die Ausstellung ganz besonders wendet - auch die zahlreichen Ehrengäste begrüßt hatte.
Darunter waren neben den Hausherren des Museums, Bürgermeister Jürgen Galm und Museumsleiter Dr. Jörg Scheuerbrandt, auch Vertreter aus dem politischen und kirchlichen Bereich sowie der Schulen der Römerstadt. Und natürlich die Ausstellungsmacher, auf die der Landrat später ausführlich zu sprechen kam.
"Die Idee für diese Ausstellung ist auf der Heimfahrt von einem Besuch bei unseren ungarischen Freunden entstanden. Das war im Mai 2013", erinnerte sich Dr. Brötel. Damals sei gerade das erste gemeinsame Ausstellungsprojekt unter dem Titel "Im Auftrag des Adlers" im Savaria-Museum in Szombathely eröffnet worden.
"Warum also so etwas Ähnliches nicht 2016, im Gedenkjahr von St. Martin, wieder machen?", habe man sich damals gefragt. Bei näherem Hinsehen habe sich aber schnell gezeigt, dass das zumindest so nicht gehen würde: "Originalfundstücke standen nicht zur Verfügung. Es gibt nur eine Lebensbeschreibung über ihn aus der Feder von Sulpicius Severus." Und: Auch die eigentliche Zielgruppe für ein solches Projekt, nämlich Kinder und junge Familien, habe dafür gesprochen, einmal ganz andere Wege auszuprobieren. "Ein echtes Experiment deshalb für uns, insbesondere aber für einen provinzialrömischen Archäologen wie Dr. Jörg Scheuerbrandt."
Lobende Worte hatte der Landrat für den Künstler Davorin Manovic aus Buchen, "der hier wirklich über sich selbst hinausgewachsen ist" und die Aufgabe "mit Bravur gelöst hat".
Das Ergebnis: Die Erinnerung an "St. Martin" als lebendige, bunte und vor allem kindgerechte Bildergeschichte in insgesamt 28 Szenen - ein Comic für kleine und große Besucher, übrigens auch als Begleitheft, von dem 10 000 Exemplare gedruckt wurden.
Darüber hinaus sind auch die Holzfiguren, welche die Ausstellung illustrieren - zwei Kinder, drei Gänse und natürlich der lebensgroße "St. Martin" - in der Werkstatt von Davorin Manovic entstanden. "Da ist Dir in der Tat ein großer Wurf gelungen."
Audio-Guides nehmen die Besucher auf eine spannende Zeitreise mit, "die vor 1700 Jahren beginnt und im Grunde bis zum heutigen Tag - und hoffentlich auch noch lang in die Zukunft - reicht", so der Landrat. Die kindgerechten Texte stammen von Maria Bonifer aus Hessen, die "uns für die ganz praktische Umsetzung schon im Vorfeld ihre Stimme geliehen hat, ein "besonderer Glücksfall". Das selbe gelte für Matthias Grimm von der Werbeagentur "SchreiberGrimm" aus Buchen, der schon beim Ausstellungsprojekt "Im Auftrag des Adlers" Teil des Kreativteams war und jetzt wieder wertvolle Impulse beigesteuert habe.
Ein großer Dank des Landrats galt auch Dr. Scheuerbrandt, dem Leiter des Museums. "Ich glaube, auch für ihn war dieses Ausstellungsformat absolutes Neuland. Der Erfolg, lieber Jörg, gibt Dir und uns Recht", denn: "Schon jetzt verzeichnen wir einen regelrechten Run auf die Ausstellung durch eine Vielzahl von Voranmeldungen aus Kindergärten, Grundschulen, aber auch Vereinen und anderen Gruppierungen."
"Echter Exportschlager"
Darüber hinaus sei die Ausstellung inzwischen längst zu einem "echten Exportschlager" geworden. "Sie wird an insgesamt neun weiteren Stationen im gesamten Land Baden-Württemberg zu sehen sein."
Zum Abschluss des Jahres - und damit zum eigentlichen Martinstag - kehrt sie vom 9. November bis zum 18. Dezember wieder ins Römermuseum Osterburken zurück. "Darauf haben wir besonderen Wert gelegt."
Anerkennende Worte des Landrats galten des Weiteren der Stadt Osterburken mit Bürgermeister Jürgen Galm an der Spitze. Und Peter Fieger aus dem Landratsamt, bei dem im Hintergrund insbesondere in der "heißen Phase" seit April 2015 sämtliche Fäden zusammengelaufen sind.
"Investition, die sich gelohnt hat"
"Natürlich kostet eine solche Ausstellung auch Geld. Dass uns der Kreistag hierfür ein Budget in der Größenordnung von immerhin rund 40 000 Euro bewilligt hat, ist sicher keine Selbstverständlichkeit." Dafür dankte Dr. Brötel den Kollegen aus dem Kreistag und fügte hinzu: "Ich bin sicher, dass sich diese Investition richtig gelohnt hat."
Ein Dankeschön galt auch der Baden-Württemberg Stiftung, die die Ausstellung mit 5000 Euro finanziell unterstützt.
© Fränkische Nachrichten, Samstag, 05.03.2016